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Zeitraffer.

Zeitraffer.

Eigentlich sollte meine Stimmung sehr gut sein. Aber irgendetwas stimmt wieder nicht so ganz.

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Christin und ich haben heute unseren 3. Jahrestag. Wie die Zeit vergeht. Ich habe überhaupt kein Geschenk für sie. Bin ja auch total pleite. Das Einzigste, was ich ihr schenken kann ist meine bedingungslose Liebe und das Versprechen weiter an mir zu arbeiten. Ich bin so froh, dass ich sie habe. Sie gibt mir das Gefühl der Sicherheit. Mit Christin zusammenzusein, zeigt mir, dass auch etwas beständig in meinen Leben sein kann. Ein Gefühl, welches ich bisher so noch gar nicht kannte. Ich liebe so sehr.

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Dann war ich gestern noch beim Arbeitsamt auf der Leistungsstelle. Ich hatte ja mit einer Sperrfrist von 12 Wochen gerechnet und das wäre eine Katastrophe für mich gewesen. Hat sich dann aber auch erledigt. Ich habe nämlich gar keinen Anspruch mehr auf ALG I. Der ist Anfang Februar verfallen. Also gleich ALG II. Termin ist am 10. August.

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Ja eigentlich müsste meine Stimmung super sein. Ist sie aber nicht. Ich habe das Gefühl, wieder zu versagen. Ich bekomme zur Zeit nichts mehr richtig auf die Reihe. Es geht mir alles viel zu schnell. Das Gefühl, mein Leben nicht unter Kontrolle zu haben macht mich fast wahnsinnig. Wie im Zeitraffer läuft es an mir vorbei, die Stunden und Minuten verrinnen wie im Flug und ich stehe im Herzen des Tornados, sehe mit an wie das Leben an mir vorbei wirbelt und kann nicht eingreifen, weil ich schiss habe in diesen Sog mit hineingezogen zu werden. Deprimierend. Gestern hat mich dann auch noch der Frust in Beschlag genommen und ich habe in meiner Dummheit diesen an Christin ausgelassen. Es tut mir so wahnsinnig leid.

Gestern und heute wollte ich eigentlich auch einen Teil des Haushalts erledigen. Nada. Ging nicht. Konnte und kann mich nicht aufraffen. War und bin wie gelähmt. Ich habe angst wieder in meine alten Gewohnheiten abzurutschen und nichts dagegen tun zu können. Was soll ich bloß machen? Ich weiß es nicht mehr. SCHEISSE.

Cocktail.

Cocktail.

21:50 Uhr:
Total geschafft. Hab heute nicht so viel gemacht, bin trotzdem fix und fertig und kaputt, aber doch sehr glücklich.

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11:30 Uhr:
So werde mich jetzt auf den Weg zum Jobcenter machen, um mich dort schon mal zu melden. Hab es viel zu lange vor mir hergeschoben. Keine Ahnung warum. Ne, das ist gelogen, ich weiß genau warum. Ich habe schiss, weiß nicht, was auf mich zukommt.
Bin ja heute schon um 07:30 deswegen aufgestanden. Christin hat mich ganz lieb geweckt. Habe aber bis jetzt wieder tausend Gründe gefunden, was ich noch machen muss. Hab aber jetzt nix mehr. Also Stephan, Arsch zusammen kneifen und los.

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12:42 Uhr:
Bin zurück und wie aus dem Wasser gezogen. Man ist das wieder warm heute. Aber eigentlich finde ich es ja auch schön.
Ich hatte ganz schön Bammel. Als ich kurz vor dem Jobcenter stand, hätte ich beinahe einen Rückzieher gemacht. Mein Puls war bestimmt über 180 und ich habe geschwitzt wie ein Schwein. Hab mich aber zusammengenommen, eine Zigarette geraucht und bin dann rein. Ich weiß ja, dass es nicht schlimm ist, aber ich kann es halt nicht ändern. Mir geht es immer so, wenn ich zu irgendeiner Behörde zum ersten mal hin muss. Ich hasse das, aber es ist wie mit den Leuten, die angst vor dem Zahnarzt haben. Ich glaube, das ist ein guter Vergleich.
War dann auch schnell wieder draußen. Antrag bekommen, einige Fragen geklärt und fertig.
Wieder ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Auf dem Rückweg bin ich an einigen Straßencafés vorbei gekommen. Da hab ich gemerkt, wie schwer mir die ganze Umstellung zur Zeit noch fällt. Ich würde gern mal wieder gemütlich irgendwo sitzen, ein kühles Bier genießen und die Seele baumeln lassen. Aber ich habe mir und vor allem Christin geschworen, keinen Alkohol mehr zu trinken. Ich werde diesen Schwur halten, hoffe ich zumindest. Das ist wie mit Süßigkeiten. Es ist schwer sich etwas zu versagen, zu verbieten. Aber so ist es einfach besser. Ich werde es lernen und mit der Zeit wird es wahrscheinlich immer besser. Man kann ja auch was anderes trinken. Wasser zum Beispiel oder einen alkoholfreien Cocktail aus Säften. So werde mich jetzt etwas ausruhen, bei der Hitze kann man ja eh nicht viel machen.

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15:42 Uhr:
Scheiße. Ich hatte mich auf die Couch vor den Ventilator gepackt, ein wenig fern gesehen und wollte nur ne Stunde dösen. Jetzt sind es zwei geworden und ich bin richtig eingepennt. Hat ja irgendwie gut getan, jetzt hab ich aber keine Lust mehr im Wohnzimmer Staub zu wischen. Mist. Die Wohnung wollte ich auch noch saugen. Ist doch kacke. Manchmal wünschte ich mir, mich würde der Blitz treffen und ich wäre sofort tot. Dann hätte ich meine Ruhe, meinen Frieden und alles überstanden. Christin wäre ohne mich bestimmt auch besser dran. Ja, manchmal wünschte ich mir das. Aber ich bin nicht nur ein Arschloch, sondern auch noch ein Feigling. Und da für mich Selbstmord eh nicht in Frage kommt, muss ich mich wohl weiter durchs Leben schlagen. Und dazu gehört, dass ich JETZT das Wohnzimmer sauber mache und die Wohnung sauge. So ist das Leben halt.

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17:25 Uhr:
So, jetzt geht es mir irgendwie besser. Bin zwar wieder am schwitzen, hab aber das Wohnzimmer gründlich vom Staub befreit. Ging sogar einigermaßen schnell, was ich nicht gedacht hätte. Ich glaube, dass ich mich doch noch aufgerafft habe hat mir gut getan. Ein kleines Erfolgserlebnis mehr in dieser Zeit. Bin auch ein wenig stolz auf mich selbst. Einzig, ich habe nicht die ganze Wohnung gesaugt, sondern nur das Wohnzimmer. Hat mir aber auch gereicht.
So gegen 19:30 werden Christin und ich nach Warnemünde fahren. Erstmal laufen und dann ab in die Ostsee zum abkühlen. Das wird super schön, ist ja schon das dritte mal, dass wir hinfahren. Kann es kaum erwarten.

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21:44 Uhr:
Sind gerade aus Warnemünde wiedergekommen. Es war richtig toll. Schade dass es nicht das ganze Jahr so ein Wetter ist. Ich werde diese Ausflüge im Herbst und Winter sicher ganz doll vermissen. Aber noch ist der Sommer ja nicht vorbei und Sonntag geht es ja schon wieder los.

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So genug für heute. Fazit des Tages: Es war ein sehr schöner Tag. So kann es weitergehen.

Sinn des Lebens Teil 2.

Sinn des Lebens Teil 2.

Ich bin nicht gerade philosophisch veranlagt, zumindest glaube ich das, aber ich habe meine eigene Sicht auf die Dinge und die Welt.

Ich hatte gestern in einem Forum nach dem Sinn des Lebens gefragt und habe, es wundert mich ein wenig, doch Antworten bekommen. Ich freue mich natürlich sehr darüber.

Die meisten Antworten waren aus der Kategorie, dass man selbst glücklich sein sollte und aus jedem Tag das Beste zu machen. Es wurde aber auch mit der Bibel geantwortet. Jemand vertrat die Ansicht, sich am Besten darüber keine Gedanken zu machen. Und auch der Buddhismus wurde angeführt. Einige wussten darauf keine Antwort, was ja auch nicht schlimm ist, ist es doch die Frage, die Philosophen und ähnliche Leute schon immer beschäftigt.

Nun ich habe mir auch so meine Gedanken gemacht, nicht nur über die Frage an sich, sondern auch über die Antworten.
Ich finde und man sei mir bitte nicht böse, dass es sich eher um Antworten aus den Bereichen – wie gestalte ich mein Leben oder wie werde ich glücklich – handelt. Sicherlich auch ganz wichtige Bereiche und Fragen, die sich daraus ergeben, aber hat das was mit dem Sinn des Lebens zu tun? Ich denke nicht. Ein wenig vielleicht, wenn man sich den Sinn des eigenen Lebens anschaut. Ich meine hier aber eher den Sinn des Lebens. Das wirft nun die Frage auf, was Leben eigentlich ist. Wenn man es einfach betrachtet, werden wir geboren, gleiten durch Zeit und Raum und Sterben. Ende. Alles andere, wie Arbeit, Freizeit, Hobby und ähnliche Sachen dienen doch eigentlich nur dazu uns die Langeweile unseres Daseins vergessen zu lassen.

Ich möchte jetzt nur noch kurz das tierische Leben und da schließe ich den Menschen mit ein, weil wir nichts anderes sind als Tiere, nur dass wir uns anders definieren, hervorheben. Wenn man sich jetzt mal vor Augen führt und ganz scharf darüber nachdenkt, was der Sinn des Lebens an sich ist, komme ich nur zu einem Ergebnis, was der Sinn des Lebens sein kann. Viele werden sagen, das ist doch Schwachsinn und andere werden sich vielleicht vor den Kopf hauen und sich denken, ja klar, warum bin ich nicht darauf gekommen und wieder andere wussten es schon die ganze Zeit.
Ich beschreibe es mit einem Wort: Ficken. Ihr entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise.

Es mag zu einfach und banal klingen, aber ist es denn nicht so? Gibt es etwas, was schöner ist, als das intimste mit einem anderen Menschen zu teilen? Drehen sich unsere Gedanken nicht ständig darum, wenn auch nur unbewusst? Schauen wir nicht andere Menschen an und bewerten sie? Ist das verlieben in einen Menschen nicht nur ein Werkzeug, um den Richtigen Partner zum fortpflanzen zu finden?

Die Fortpflanzung, so will ich es ab jetzt nennen, ist wohl einer, wenn nicht der Urinstinkt in uns allen. Ich wage sogar zu behaupten, dass jeder und ich meine damit wirkliche jeden, der alt genug dafür ist, schon mal den Gedanken gehabt hat Kinder zu wollen. Und wenn es nur ein Gedankenblitz war.
Die ganze Natur ist darauf ausgelegt und so komme ich auch wieder zu allen Lebewesen zurück. Es gibt Tiere, die nur solange Leben, bis sie sich gepaart haben und Pflanzen blühen nur zu dem Zweck, ihre Pollen los zu werden.

Vielleicht mag ich zu einfach gestrickt sein und vielleicht habe ich das ganze auch gar nicht richtig verstanden. Ich bin aber der Meinung, dass das Leben an sich nun mal so einfach ist. Das ist meine Sicht dazu.

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War heute noch beim Arbeitsamt. Termin mit der Arbeitsvermittlung. Ich hatte schon befürchtet, dass die mir einen reisen Druck machen, von wegen Arbeit und so, das kann ich zur Zeit überhaupt nicht gebrauchen. Es ist ja nicht so, dass ich nicht arbeiten will, aber ich möchte erst mit der Therapie anfangen, bevor ich wieder eine Stelle antrete. Ich habe einfach schiss, dass ich, wenn die Arbeit nix für mich ist, wieder einen Rappel bekomme, in meinem Kopf sich wieder dieser Schalter umlegt und ich mir wieder alles selbst kaputt mache. Dann würde ich auch nicht mit der Therapie anfangen. Ich rede ja auch nicht von Monaten oder so. Ich denke 3 – 4 Wochen Zeit brauche ich noch. Das ist doch nicht zu viel verlangt oder?
Naja, die Vermittlerin hatte zwar Verständnis für meine Situation, aber so ganz befreit von der Arbeitssuche bin ich auch nicht, war mir auch vorher klar. Dafür müsste ich zum Amtsarzt, aber das fand weder sie noch ich gut und hilfreich. Wir haben uns dann erstmal darauf geeinigt, dass sie mir keine Stellen raus sucht, die sehr Stressig sind und wo man so unter Druck steht, wie im Call Center, wo ich zuletzt war. Man, da stand man durch das Telefon echt jede Minute unter Bewachung. Wenn man insgesamt 20 Minuten auf Klo war, kamen die schon an und fragten ob man was mit der Blase hätte, wenn ja sollte man doch zum Arzt gehen. Ne Leute, das kann ich zur Zeit wirklich nicht brauchen.
Ist ja auch egal. Ich habe ein wenig Zeit gewonnen, der nächste Termin ist Ende Oktober und bis dahin werde ich schon suchtechnisch was auf die Beine stellen, wenn nicht sogar einen Job haben.

Erschlagen.

Erschlagen.

Ich bin heute irgendwie unmotiviert und schlapp. Erschlagen von der Hitze. Ich bin einfach nur müde, kann aber nicht schlafen. Ist schon ganz schön niederschlagend.
Ich hatte mir einiges vorgenommen, aber das einzige was ich geschafft habe, ist der Anruf beim Arbeitsamt. Der Termin ist am 31.07.06. Naja es war ja auch das Wichtigste.
War diese Woche auch ein bisschen viel auf einmal. Ich weiß, dass sich das jetzt echt lächerlich anhört, aber ich empfinde das so. Ich muss erst mal wieder in einen normalen Tagesablauf finden.

Eigentlich wollte ich heute noch Laufen gehen, aber meine Oberschenkel tun einfach zu dolle weh. Will es nicht übertreiben. Samstag gehe ich aber mit Christin laufen.

Ich werde jetzt erstmal die Woche in Ruhe ausklingen lassen und mit neuem Schwung in die nächste Woche starten. Werde mir auch selbst in den Ar…treten. Weiß zwar noch nicht wie, wird auch ein wenig schwierig, aber ich werde schon eine Möglichkeit finden. Zur Not ist ja Christin auch noch da.

Blumenerde.

Blumenerde.

Tja heute war nicht so der Tag. Hab nicht wirklich viel gemacht. Ich war nochmal kurz beim Arbeitsamt, um etwas abzugeben und dann beim Friseur. Ich wollte heute noch zum Jobcenter, dass war aber geschlossen. Na gut, geh ich halt morgen hin, da hat es den ganzen Tag auf. Aber ich habe von meinem alten Arbeitgeber die Arbeitsbescheinigung bekommen. War heute in der Post. Werde ich morgen gleich beim Arbeitsamt anrufen und mir ein Termin für die Leistungsabteilung geben lassen. Ein kleiner Streifen am Himmel.
Ein wenig Haushalt und Blumenerde kaufen haben den Tag heute beschlossen.

Meine Oberschenkel tun weh. Muskelkater von Montag, aber ich geh morgen trotzdem laufen. Abends, wenn es nicht mehr so warm ist.

Der erste Tag.

Der erste Tag.

Hab ihn überstanden. Es war härter als ich gedacht habe. Ich habe Erfolge und zwei Niederlagen hinnehmen müssen.
Den 1. Schritt hab ich heute symbolisch abgeschlossen. Ich habe das restliche Bier weg geschüttet und es ist mir ganz leicht gefallen. Schritt 2 kann glaube ich nie zum Ende gebracht werden, sonst müssten Christin und ich aufhören zu reden und das möchte ich nicht.
Mit Schritt 3 habe ich heute auch angefangen. Ich habe einen Teil des Haushalts gemacht. Morgen geht es weiter damit. Hier habe ich aber auch meine Zweite Niederlage erlitten. Ich habe es nicht geschafft, die Küche zu putzen, obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte, aber das haut mich nicht um, dann mach das halt ein andermal.
Ich war heute morgen auch gleich beim Arbeitsamt um mich zu melden. Es lief besser als ich zu hoffen gewagt habe. Aber hier bekam ich meine zweite Niederlage. Mir war schon klar, dass ich höchstwahrscheinlich keine Leistung bekomme, nur war mir nicht bewusst, dass ich dann auch nicht krankenversichert bin. Nun stellt sich mir die Frage, was, wenn ich auch kein ALG II bekomme, weil Christin gerade über den Satz ist. Ich bin mir zwar nicht sicher, aber möglich könnte es sein. Soll ich dann ohne Versicherung durch Deutschland laufen? Christin kann die nicht bezahlen und schon gar nicht. Was wird dann aus meiner angestrebten Therapie?
Hier oben Arbeit zu finden ist nicht so einfach, nicht mal in der Zeitarbeit. Mist. Aber ich gebe nicht auf. Ich spreche morgen erstmal mit den Leuten von Jobcenter, so wie mir die Frau vom Arbeitsamt geraten hat. Muss ich Schritt 5 und 7 halt etwas zurückstellen. Das wirft mich nicht aus der Bahn. Wobei ich heute meinen ersten Lauf gemacht habe. Danach war zwar ganz schön fertig, aber nach dem Duschen ging es mir um so besser. Schritt 4 ist trotzdem erfüllt.

Ich habe heute auch angefangen meine Ernährung umzustellen. Nicht radikal, aber doch so, dass ich mich besser fühle. Ich Frühstücke jetzt und Esse Mittags Gemüse. Sonst war es ja immer Würstchen und Chips und so ein Kram. Also Schritt 6 auch erfüllt.

Das war mein Tag. Ganz schön viel für den ersten, ich habe ja in den letzten Monaten gar nichts gemacht. Aber es geht mir gut. Sehr gut sogar. Eine riesen Last ist mir vom Herzen gefallen und das ist gut so.

Ich sage: Tag erfolgreich gemeistert. Aber es geht noch besser.

Ein neues Leben.

Ein neues Leben.

Ich beginne ab Morgen ein neues Leben. Ich krempel es total um. Wie jetzt, wird es einigen durch den Kopf gehen. Der Grund dafür ist, dass ich im Grunde das größte Arschloch der Welt bin. Ich muss es einfach so drastisch ausdrücken, weil es die Wahrheit ist. Und diese habe ich erst vor kurzem erkannt. Aber von vorne.

Ich weiß schon lange, dass in mir, wahrscheinlich bedingt durch meine Kindheit (mein Stiefvater hat mich seelisch gequält und fertig gemacht) Aggressionen in mir schlummern, die ich zwar unter Kontrolle habe, die aber immer mal wieder zum Vorschein kommen. Mein Stiefvater ist natürlich keine Entschuldigung dafür, eher eine Ausrede.
Besonders aggressiv werde ich, wenn ich starken Alkohol getrunken habe. Ich also sturzbetrunken bin. Das kommt nicht oft vor, aber immer mal wieder. So auch in der Nacht vom 08.07. zum 09.07.06. Ich kann nicht genau sagen, was passiert ist, weil ich keine genaue Erinnerung an die Nacht habe, aber ich weiß, dass es schrecklich war. Ich bin schockiert von mir, habe vor mir selbst Angst und mache mir riesen Vorwürfe. Es muss so schlimm gewesen sein, dass Christin am Sonntag zu ihren Eltern gefahren und nicht nach hause gekommen ist. Am Montag haben Christin und ich dann kurz miteinander geredet und sind zu dem Schluss gekommen, dass es das Beste wäre, sich eine Weile nicht zu sehen, um Abstand voneinander zu bekommen und um in Ruhe nachdenken zu können.
Die Zeit bis Freitag war hart, aber ich habe nachgedacht. Ich habe mir Fragen gestellt. Fragen wie: Warum bin ich so aggressiv? Warum kann ich keinen meiner Jobs behalten? Warum mache ich mir immer wieder alles selbst kaputt? usw.
Ich habe natürlich keine Antworten auf meine Fragen bekommen. Wie auch. Ich musste erkennen, dass mein Leben schon seit fast 15 Jahren schief läuft. Ich habe festgestellt, dass ich zwar glücklich mit Christin, aber mit meinem restlichen Leben total unzufrieden bin.

Ich habe ja im Februar meinen Job verloren. Nach diesem Ereignis habe ich mich immer mehr zurückgezogen. Ich habe mein Leben total aus dem Fokus verloren und habe nur noch so dahin gelebt. Der PC war mein Lebensinhalt. (Wie erbärmlich im Nachhinein betrachtet). Ich habe mich um nichts mehr gekümmert. Habe alles in mich hinein gefressen, bis, ja bis ich explodiert bin. Ich weiß den Auslöser für diesen extremen Ausraster nicht und wenn ich ehrlich bin, interessiert er mich heute auch nur noch am Rande.
Es tut mir natürlich unendlich Leid was passiert ist und ich würde es am liebsten rückgängig machen, aber ich glaube, jetzt mit einigem Abstand, war es vielleicht sogar ganz gut. Nicht wie es passiert ist, aber dass es passiert ist. Die ganze Sache hat mich wieder in die Realität zurückgebracht. Hat mich erkennen lassen, dass ich in den letzten Monaten total von der Rolle war. Dass ich im Grunde mein Leben bisher verschwendet habe. Das einzig Gute, was mir bleibt, wenn ich mein Leben auseinander nehme ist Christin und meine Familie.

Ja so ist das. Um das Gute in meinem Leben zu retten und zu behalten, habe ich beschlossen, mich und mein Leben, wie oben schon erwähnt, total zu ändern. Ich weiß natürlich, dass das nicht von heute auf morgen geht und es Zeit braucht, aber die ersten Schritte sind schon getan. Die nächsten folgen. Welche das sind?
Schritt 1: Natürlich versage ich mir den Alkohol, der zwar nicht mein eigentliches Problem, aber immer wieder ein Auslöser war, damit sowas nicht wieder passiert.
Schritt 2: Christin und ich haben am Freitag lange miteinander geredet. Das Ergebnis: Sie bleibt bei mir und hilft mir mein Leben wieder in den Griff zu bekommen und dafür bin ich ihr dankbar. Unendlich dankbar sogar und ich liebe sie nur umso mehr.
Schritt 3: Ich stelle meinen Alltag um. Ich werde Christin mehr unterstützen.
Schritt 4: Ich werde mich morgen endlich Arbeitslos melden. Da bekomme ich dann zwar einiges zu hören, aber da muss ich durch. Ich bin ja selbst schuld.
Schritt 5: Ich werde mit ärztlicher Hilfe mit dem Rauchen aufhören und wieder Sport machen.
Schritt 6: Ich stelle meine Ernährung um.
Schritt 7: Dieser ist der Wichtigste überhaupt. Ich suche mir Hilfe. Ich werde mich in therapeutische Behandlung begeben. Ich möchte Antworten auf meine Fragen erhalten und meine Probleme lösen. Ich weiß noch nicht welche Probleme das sind und was für einen Schaltfehler ich in meinem Kopf habe, aber auf diesem Weg werde ich es schon herausfinden.
Schritt 8: Ich werde Tagebuch führen. Ich werde hier meine Erfolge und meine Niederlagen bei der Bekämpfung meiner Probleme und beim Umgestalten meines Lebens hinein schreiben.

Ja, ich bin ein Arschloch, ein Mistkerl und ein Idiot, aber ich bin einer, der es endlich erkannt hat und das ändern möchte, es ändern wird. So entschlossen war ich noch nie.

Ich kann es gar nicht oft genug betonen, wie dankbar ich Christin bin, wie sehr ich sie liebe und wie sehr ich mich für alles schäme.

Ich hoffe, in Zukunft ein besserer Mensch zu werden und zu sein. Optimismus ist es, was ich jetzt brauche. Optimismus, Liebe und viel Geduld. Ich werde es schaffen. Denn wenn ich es jetzt nicht schaffe, schaffe ich es niemals. Und dies wäre die größte Katastrophe für mich, die ich mir vorstellen kann.

Ich denke, dass ich einige mit dieser Beichte oder diesem Eintrag vielleicht ein wenig enttäuscht habe. Ich erwarte mir kein Verständnis und schon gar kein Mitleid, wofür auch. Ich brauche und erhoffe Unterstützung.

„Eines Tages wird alles gut sein, das ist unsere Hoffnung. Heute ist alles in Ordnung, das ist unsere Illusion.“

Mit diesen Worten von Voltaire mache ich Schluss für heute.

WM 2006.

WM 2006.

Deutschland steht nicht im Finale. Ich bin doch schon traurig darüber, auch wenn meine Stimmung sehr gut ist. Meine Stimmung ist deshalb so gut, weil die Mannschaft gekämpft hat, weil sie ihr bestes gegeben hat und weil sie in keiner Sekunde aufgegeben hat. Es war ein großartiges Spiel, auch wenn ich von Fußball nicht so viel verstehe. Ich finde es toll, was diese Mannschaft geleistet hat, auch im Hinblick darauf, wie sie im Vorfeld ja fast schon niedergemacht wurde. Und ich kann jetzt schon eins sagen, ich boykottiere jede Zeitung und Sendung, die versucht diese Mannschaft schlecht zu machen. Das haben sie nicht verdient.
Ich finde sie haben ein großartigen Turnier gespielt und gezeigt was in ihnen steckt.

Ansonsten war der Tag so wie immer. Nichts besonderes. Deshalb sage ich jetzt auch schon gute Nacht.

Alles wieder gut.

Alles wieder gut.

Ja ich habe positives zu berichten. Ich habe mich mit Christin wieder vertragen. Und das schon ziemlich schnell. Wir haben uns, ich muss es zu meiner Schande gestehen, als erstes über ICQ ausgequatscht. War vielleicht auch besser so. Ich denke, da fühlte sich Christin von mir nicht so erdrückt.
Wir haben uns alles erzählt. Sie hat gesagt, wo sie im Internet so aktiv ist und hat mir so einiges erklärt. Es gab in ihrem Forum gerade zu der Zeit einen riesen Krach, wodurch dieses beinahe den berühmten Bach runter gegangen wäre. Ich habe sie dann aber so weit ich konnte beim Rettungsversuch unterstützt, der wie wir feststellen können, wohl auch geglückt ist. Man, sie wurde da von anderen, die das Forum eigentlich schon verlassen hatten, regelrecht beschimpft und beleidigt, obwohl sie mit der ganzen Sache gar nichts zu tun hatte. Naja so ganz habe ich den Anlass eh nicht kapiert, aber Christin ist es doch sehr nahe gegangen und ich habe versucht, sie zumindest moralisch zu unterstützen und habe Tipps gegeben. Aber ich schweife schon wieder ab.
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei der Aussprache. Ja, im Gegenzug war ich natürlich an der Reihe.
Ich glaube diese Aussprache hat uns beiden sehr gut getan. Ich denke, wir haben uns beide voneinander ausgeschlossen. Also ich fühle mich nicht mehr hinten dran gestellt. Und das ist ein verdammt gutes Gefühl. Wir hocken zwar beide noch viel vor dem PC, aber reden wieder viel mehr miteinander. Außerdem sind wir nun abends mehr unterwegs, hauptsächlich Spaziergänge, aber wir kommen mal aus der Bude und das tut uns beiden gut.

Ich habe Christin vorgeschlagen, dass wir uns ein gemeinsames Forum suchen, in dem wir beide aktiv sind. Und sie hat ohne zu zögern zugestimmt. Das fand ich echt klasse von ihr.
Die Suche nach einem Forum hat sich dann nur etwas schwierig erwiesen. Ein Forum zu finden, dass unser beiden Ansprüchen genügt ist gar nicht so leicht und wenn ich ehrlich bin, würden wir noch heute suchen, wenn mir nicht die zündende Idee gekommen wäre.

Ich bastelte also an meiner neuen Homepage rum, es sind eigentlich zwei in einer, eine Bewerbungsseite und eine Private, als es in meinem Kopf fürchterlich zu klingeln begann. Als ich so nachdachte, was ich denn auf meiner Privaten Homepage so anbiete, fiel es mir wie Schatten von den Augen, wir machen einfach unser eigenes Forum auf.
Ich weiß, dass so etwas leichter gesagt, als getan ist, aber ich habe es dann doch geschafft und meinen Schatz damit überrascht.
In diesem Forum sind die Interessen von uns beiden vertreten und wir sind absolut gleichberechtigt dort.
Falls es jemanden interessiert, das Forum heißt Christins kleine Plauderecke und ist ein Forum über Sport, Filme und Bücher. Außerdem gibt es ja dann noch die Plauderecke, in der man über Gott und die Welt reden und diskutieren kann. Es ist gestern fertig geworden. Und wir sind mächtig stolz darauf. Nun muss es nur noch in Gang kommen, aber da bin ich zuversichtlich. Und wenn es doch in die Hose geht, haben wir es wenigstens versucht und hatten unseren Spaß dabei.

Ja, so ist das also. Durch die doch so schwierige Situation sind wir uns zum Schluss doch noch wieder nähergekommen. Wohl auch durch die Sache in dem Forum. Geteiltes Leid ist halt halbes Leid und kann zwei Menschen echt zusammenschweißen. Ich glaube uns bekommt keiner auseinander, nicht mal wir selbst.

In diesem Sinne gute Nacht.