Ganz meiner Meinung.

Ganz meiner Meinung.

Ich bin im Allgemeinen kein Freund der Springer Presse. Angefangen von der Bild, die ich für das schlimmste Schmierblatt der Republik halte, über B.Z., Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost, bis hin zur Die Welt.
In meinem Job als Nachtportier zähle ich morgens die gelieferten Zeitungen, darunter ist auch Die Welt. Beim zählen fiel mir am Freitagmorgen ein nicht sehr langer Kommentar von Torsten Krauel ins Auge, der mich interessierte und so las ich mir diesen durch.
Es geht um Christian Wulff und gibt genau das wieder, was ich selber denke und so möchte ich auf hier darauf aufmerksam machen und diesen Zitieren.
Ich habe den Artikel auch auf Welt Online gefunden:

Politisches Vermächtnis: Wulff – Kein Vorbild und doch ein guter Präsident

Christian Wulffs politische Laufbahn ist abgeschlossen. Der Altbundespräsident ist über eigene Fehler gestürzt. Er ist ein tragisch Gescheiterter.

Was bleibt von Wulff? Kurzfristig sicherlich das Bild eines Einfamilienhauses. Kurzfristig bleibt die Metapher vom „väterlichen Freund“, der dann zum Abschied nicht geladen war. Es bleibt die Erinnerung an einige von Vertrauten verwendete Grußformeln, die als Komposita aus militärischen und kindischen Wortschöpfungen für peinlich berührte Heiterkeit sorgten.

Es bleibt die zwar nicht sehr wahrscheinliche, aber wenig erfreuliche Möglichkeit, dass es in der deutschen Politik erstmals zur Anklage gegen ein ehemaliges Staatsoberhaupt kommen könnte. Insofern ist die öffentliche Präsenz der Person Christian Wulff mit dem Großen Zapfenstreich vom 8. März noch nicht beendet.

Von Wulff bleibt auf lange Sicht vor allem ein Satz im Gedächtnis

Abgeschlossen aber ist Wulffs politische Laufbahn. Von ihr bleibt auf lange Sicht vor allem der Satz im Gedächtnis, der Islam gehöre jetzt auch zu Deutschland. Für den Satz ist Wulff angefeindet worden wie sein Amtsvorgänger Richard von Weizsäcker für die Aussage, der 8. Mai 1945 sei eine Befreiung gewesen. Beide Feststellungen waren überfällig und haben die politische Landschaft der Bundesrepublik verändert.

Im Fall Wulff ist das noch nicht so sehr ins Bewusstsein gedrungen, weil die enorme positive Wirkung, die seine Feststellung ausgelöst hat, zuerst bei denjenigen eingetreten ist, denen der Bundespräsident eine Stimme geben wollte – den Muslimen, gleich welcher Herkunft. Wulffs Satz war um ein Vielfaches mutiger als derjenige Weizsäckers. Denn Wulff traf eine Aussage über die Zukunft, statt ein Urteil über die Vergangenheit zu fällen.

Er schenkte mit seiner Autorität einer Bevölkerungsgruppe Vertrauen, die gerade erst ins staatliche Leben eintritt, deren politische Vorstellungen noch keineswegs gesichert erscheinen und deren Einfluss zunimmt – während Weizsäcker das Schlusswort über eine Bevölkerungsgruppe sprach, deren Kriegserlebnis als politische Wirkungskraft zu verblassen begann.

Er war ein tragisch Gescheiterter

Wie wichtig Wulffs Satz war, zeigte sich bereits beim Trauerakt für die Opfer des Neonazi-Terrorismus. Das wäre ihm nicht passiert: dass auf einem Staatsakt für ermordete Muslime John Lennons „Imagine“ gespielt wird mit dem Satz „Imagine there’s no religion, too“ – (Stell dir vor es gibt keine Religion, zu) – oder dass der Friedensgruß auf Deutsch und vielen anderen Sprachen entboten wird – nur nicht auf Türkisch und Arabisch.

Christian Wulff ist über eigene Fehler gestürzt, und niemand außer ihm selbst hätte das verhindern können. Aber wenn die Frage aufkommt, was vom Bundespräsidenten mit der kürzesten aller Amtszeiten bleibt, dann ist die Antwort: Er war ein tragisch Gescheiterter, kein Vorbild für künftige Staatsdiener – und doch ein guter Präsident zur richtigen Zeit.

Qelle: Artikel von Torsten Krauel vom 08.03.2012 auf Welt Online
Link zum Artikel

Der Artikel gibt genau die Tatsache wieder, die ich auch vertrete. Sicher war Christian Wulff als Bundespräsident nicht mehr tragbar und man mag über die Zeit des Ministerpräsidenten Wulff denken wie man will. Für mich gilt wie bei allen anderen Menschen auch die Unschuldsvermutung, bis die Schuld bewiesen ist, also bis Herr Wulff von einem ordentlichen Gericht und nicht von der Öffentlichkeit verurteilt wurde.
Sehr viele Menschen meinen, Christian Wulff hätte gerade im Amt des Bundespräsidenten nichts geleistet, aber das stimmt so nicht. Ich finde er hat sehr wohl etwas geleistet und ich denke im Laufe der Zeit wird man hoffentlich seine Leistung, wie bei den anderen Altbundespräsidenten auch, anerkennen, denn ich finde auch, das der Islam zu Deutschland gehört, wie jede andere Religion auch.