Eben, ich träumte so vor mich hin, klingelte es an der Tür, an der Wohnungstür. Unsere Klingel hat zwei verschiedene Töne, sodass man gleich erkennt, ob derjenige vor der Haus- oder der Wohnungstür wartet. Ein Blick durch den Spion bestätigte mein Gehör. Eine mir fremde Person wartete auf eine Reaktion. Da ich ein neugieriger Mensch bin öffnete ich die Tür und mein Gegenüber fing nach kurzem zögern etwas hölzern an zu reden. Er würde hier demnächst Zeitungen und Zeitschriften austragen und nach meinen Bedarf fragen. Ich merkte sofort, dass dieser eher schüchtern wirkende Mann noch recht frisch in dem Gewerbe war und am Anfang seiner Karriere als Abo-Werber stand. Wieder so ein armer Langzeitarbeitsloser zwischen 45 und 55 Jahre, der vom großen Geld und einer tollen Zukunft träumte, die ihm von irgendjemanden versprochen wurde, dachte ich. Ich teilte ihm auf die freundlichste Art mit, dass wir bereits jede Zeitschrift die wir lesen im Abo hätten. Auch auf seine zögerliche Nachfrage, ob wir denn so keine Zeitschriften kaufen würden, musste ich mit einem Nein antworten. Dieser Mann sah so enttäuscht, geknickt, ja fast schon verzweifelt aus als er meine Wohnungstür verließ, dass er mir echt Leid tat, aber auch das kann mich nicht zu einem Abo verführen, welches ich nicht brauche. Ich sagte sogar noch, dass es mit Leid täte, was dem Mann natürlich auch nicht wirklich weiter half. Es könnte selbstverständlich auch sein, dass dies seine Masche ist, aber danach sah es einfach nicht aus und ich möchte wenigstens ein wenig noch an meine Menschenkenntnis glauben.